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Kommunikation der Mobilität
Zwischen Performance und Anpassungsfähigkeit, partizipatorischer Demokratie und NachhaltigkeitWie oft haben wir uns gefragt, ob unsere westlichen Gesellschaften heute das beste und erstrebenswerteste Ergebnis in Sachen Zivilisation darstellen? Und wo Fehler gemacht wurden und weiterhin gemacht werden? Und nicht zuletzt, welche Faktoren entscheidend dazu beitragen, eine wachsende Mischung aus dem, was der Fortschritt auferlegt, und dem, was das menschliche Wesen in Sachen Zeit, Lebensrhythmen, Reaktionsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit ertragen kann, zu begünstigen?
WELCHE MOBILITÄT?
Wir sprechen von „Mobilität”, einem extrem weitläufigen Begriff: Es gibt zahlreiche Arten der Mobilität, die oft in engen Beziehungen miteinander stehen, bei der oft eine Art für die anderen unerlässlich ist. Wir haben eine Vorstellung von Mobilität, die sich im engsten (und prosaischsten) Sinne auf das dynamische Ereignis der Bewegung im Raum bezieht: den Transport. Eine immer schnellere, immer interaktivere, immer stärker mit digitalisierten Kommunikationssystemen integrierte Mobilität, die immer mehr „Dialog“ mit dem Benutzer führt und immer mehr dazu neigt, kompatibel und akzeptabel zu werden. Was meine ich damit? Ich möchte damit sagen, dass man meiner Ansicht nach von „Mobilitätsmodellen“ in dem Maße sprechen kann, in dem diese nicht nur und ausschließlich ein Thema in Sachen Performance sind (mit dem evolutionistischen Vorrecht des „heute besser als gestern“), sondern auch ein Parameter-Set umfassen, das in gesellschaftlicher Hinsicht lohnend ist: Nachhaltigkeit, Energieeinsparung, Gesundheitsschutz, Verbesserung der Lebensqualität. Und hier kommt eine alternative (oder ergänzende) Auffassung von Mobilität zum Vorschein, die vielleicht weniger prosaisch, aber sicher nicht weniger relevant ist. Die auf der Fähigkeit unseres Gedankens basiert, die Performance zu fördern, sie als Erfahrung zu erwerben und ihren Sinn zu verstehen. Welche Rolle nimmt die Kommunikation bei all dem ein und inwieweit ist es in strategischer Hinsicht von wesentlicher Bedeutung, an ein Mobilitätsprojekt (verstanden im Sinne von „Transport“) zu denken, ohne dabei von der Fähigkeit des Gedankens, des Verständnisses und des Gedächtnisses des Endbenutzers abzusehen?
KOMMUNIZIERENDE PROJEKTE
Der Kommunikation muss von Anfang an ein begründender Wert beigemessen werden, da die Planung eines „kommunizierenden Projekts“ (d.h., das in der Lage ist, eine ihm eigene Botschaft zu vermitteln) anders verläuft als die eines „reinen Projekts“. Im ersten Fall stellt nämlich die Übertragung eines erklärten Inhalts an Absichten, Werten und Zwecken auf ein Projekt ein Versprechen und eine Verpflichtung gegenüber der Allgemeinheit dar, die ein „reines Projekt“ nicht unbedingt erfordert. Ein „reines Projekt“ kann sich selbst (oder dem, der es verwirklicht) gefallen, ein „kommunizierendes Projekt“ muss die Fähigkeit besitzen, sich zu erklären, sich in seinem eigentlichen Wesen zu zeigen und bei einem Publikum Gefallen finden, das weit über seine Gestalter hinausgeht. Die konzeptuellen, strukturellen, funktionalen, wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Komponenten des Projekts laufen auf kraftvolle Weise zur institutionellen Botschaft des Bauwerks – oder des Dienstes – zusammen und zeichnen dessen Inhalte vor. Der Ansatz über „kommunizierende Projekte“ kann zwar Breitenwirkung haben und somit in der Lage sein, Entwicklung und Erfolg im Rahmen des Projekts zu finden (Transportprojekte und andere), meiner Ansicht nach ist es jedoch an dieser Stelle nützlich, unseren Fokus auf das Thema der städtischen Mobilität zu konzentrieren, da das Gewicht und die Auswirkung der „Cities“ (der städtischen Ballungsräume) immer stärker wird.
KOMMUNIKATION UND PARTIZIPATORISCHER ANSATZ
Die Städte müssen im Laufe der Zeit bedeutende Maßnahmen im Hinblick auf das Transportwesen berücksichtigen und anwenden und Politiken einführen, die auf eine effiziente und vollkommen nachhaltige Annäherung an die städtische Mobilität abzielen. Der Übergang von der Gegenwart zur Zukunft muss ein Ziel setzen, das durch die Kombination gesellschaftlich nachhaltiger Strategien mit innovativen technischen Lösungen erreicht werden kann. Aber nicht nur. Die Maßnahmen, denen Erfolg beschieden sein wird, werden jene sein, die es verstehen, zu den Personen, für die sie konzipiert und geplant wurden, von nachhaltiger Mobilität zu sprechen: die direkte und indirekte Kommunikation mit den Personen wird dabei den Unterschied, den Mehrwert ausmachen. Die Absicht besteht daher darin, von Anfang an die Einbeziehung der Bürger zu begünstigen, indem sie zu Protagonisten der Veränderung werden und an der Verbreitung einer geteilten Botschaft beitragen, an der sie beteiligt waren. In Bezug auf den partizipatorischen Ansatz hat die Europäische Kommission (EC, COM (2013) 913 final) eine ganz klare Linie vorgezeichnet, die folgendermaßen lautet: „Ein nachhaltiger Plan für die städtische Mobilität folgt einem transparenten und partizipatorischen Ansatz. Die lokale Planungsbehörde sollte die relevanten Akteure und den Prozess von Anfang an einbeziehen, um ein hohes Niveau an Akzeptanz und Unterstützung zu garantieren“. Die Kommunikation wird zu einem unerlässlichen Hilfsmittel, dank dem den Privatpersonen die Möglichkeit gegeben wird, sich an öffentlichen Entscheidungen zu beteiligen, wodurch die Distanz zwischen dem öffentlichen Entscheidungsträger und den Empfängern der Entscheidung im Rahmen einer partizipatorischen Demokratie verringert wird.

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ÖFFENTLICHE DEBATTE
Der Verweis auf die kürzlich erfolgte Einführung der Methode der „öffentlichen Debatte“ in der italienischen Rechtsordnung ist quasi die natürliche Folge davon (Dekret des Ministerratspräsidenten Nr. 76/2018 mit den „Modalitäten für die Abwicklung, die Arten und die Begrenzung der Ausmaße von Bauten, die der öffentlichen Debatte unterstellt werden“, das gemäß Art. 22 Absatz 2 gesetzesvertr. Dekr. Nr. 50/2016 angewendet wurde). Die öffentliche Debatte ist Ausdruckform des partizipatorischen Demokratieprozesses und zeichnet sich als Wechselwirkung zwischen Gesellschaft und Institutionen ab (im Rahmen öffentlicher, vor allem administrativer Prozesse, aber auch von Regulierungsverfahren), die darauf abzielt, ein einheitliches, von allen Parteien geteiltes Ergebnis zu erzielen. In diesem Sinne legt die Aarhus-Konvention von 1998 in Artikel 6 spezielle Kriterien fest, damit der Weg der partizipatorischen Demokratie wirksam wird. Insbesondere bestehen drei wesentliche Bedingungen: Inklusivität, d.h. alle, die für die Entscheidung nützliche Kenntnisse besitzen, sind teilnahmeberechtigt; Beteiligungszeiten, d.h. es ist notwendig, dass die Beteiligung erfolgt, wenn noch alle Optionen offen und alle Meinungen gültig sind; Begründungspflicht, d.h. der partizipatorische Prozess endet mit einem Dokument, das dessen wesentliche Inhalte zusammenfasst und illustriert, worin die möglichen Alternativen zur Entscheidung bestehen, die die Institution treffen muss. Das „Débat public” ist ein Hilfsmittel, das von Frankreich entlehnt wurde, wo es seit 1995 angewendet wird (Barnier-Gesetz), um die Bürger in die Definition von Projekten mit einer gewissen Relevanz einzubeziehen, bevor diese endgültig Form annehmen. Das System der öffentlichen Debatte wurde zwar in Italien vor relativ kurzer Zeit eingeführt, es ist jedoch sicher dazu bestimmt, eine wichtige und zentrale Stellung bei der Handhabung von Großbauten einzunehmen, und darunter werden – was leicht zu verstehen ist – jene Bauten eine entscheidende Rolle spielen, die die Mobilität (von Personen und Gütern) begünstigen. Gleichermaßen ist es erstrebenswert, dass den Bürgern und der Kommunikation ihrer Bedürfnisse im Entscheidungsfindungsprozess neue Stimme verliehen wird.

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MOBILITÄT UND WIRKSAME KOMMUNIKATION
Die Bürger sind nämlich die Bezugs-Zielgruppe, wenn wir von Großbauten und Mobilität (in der Stadt und anderswo) sprechen: Die Menschen bevölkern den Raum und bewegen sich in ihm nicht nur mit unterschiedlichen Transportmitteln, sondern auch mit unterschiedlichen Funktionen und unterschiedlichen Zielen und Zwecken. Um die Bürger auf wirksame und effiziente Weise zu erreichen, ist die Fähigkeit erforderlich, spezifische und diversifizierte Kommunikationsmethoden auszuarbeiten.
Die Einstufung des Planungsbedürfnisses und –ziels erfolgt durch die Erforschung der strategischen Gründe für das Bauwerk oder den Dienst, dessen wirtschaftlich-finanzieller Merkmale, seiner Stellung in der Werteskala, seiner Nachhaltigkeit, seiner Merkmale in Sachen Einzigartigkeit und dessen, was ich als „Geschichte der Zukunft” definiere, beziehungsweise das Abzeichnen eines Inhalts, der das Ergebnis der Kombination aus realen Daten, Projektionselementen und technologisch fortschrittlicher Lösungen ist. Der Beginn der Kommunikation dieser Phase legt bereits den Grundstein für eine wirksame Kommunikation. Die bestmögliche Zusammenstellung der Botschaft bedeutet, die Grundlagen für eine strategisch-narrative Anlage vorzuzeichnen, die in der Lage ist, die Werte und die Idealität des Projekts im Laufe der Zeit zu stützen. Sie zeichnet die Identität vor, sie macht das Projekt sichtbar und greifbar, im wörtlichen und visuellen Sinn. Die Aktivierung von Social Screening-Maßnahmen (geolokalisierte qualitative und quantitative Marktforschungen) ergänzt nicht nur die Inhalte des Projekts – indem die Ergebnisse auf die bestmögliche Weise ausgerichtet werden – sondern trägt auch zu einer Verfeinerung der Positionierung der Kommunikation bei, indem die Stimme und die Anfragen der Benutzer angehört werden. Umfragen, Workshops und Bildungsveranstaltungen zur städtischen Mobilität sorgen dafür, dass die Aufmerksamkeit gegenüber dem Wert der Kommunikation hoch gehalten wird, und fördern wiederholt und regelmäßig die Zusammenarbeit mit den Bürgern.
MOBILITÄT ALS „MARKE”
Ich komme aus einem Kontext, in dem der Verbraucher im Mittelpunkt der Gedanken jener steht, die sich jeden Tag mit Marketing und Kommunikation befassen: sein Verhalten (sein „Behavior“) ist das Terrain, das erforscht, analysiert, gestaltet und eventuell verändert wird. Man muss ihn aufmerksam beobachten: zuhören, Ideen miteinander verbinden, neue Dynamiken der Attraktivität studieren, gleichzeitig darf man jedoch nicht glauben, eine sichere und absolute Kenntnis zu haben, und auch nicht die Gewissheit, seine Präferenz zu erobern oder sich der Illusion hinzugeben, sein Treue gewonnen zu haben, und zu glauben, dass sich nie etwas ändern wird. Das Verbindungselement zwischen den Personen und unserem Produkt (oder Projekt oder Dienst) kann in einem Zeichen, einem Wort, einer Farbe zusammengefasst werden. Wir nennen es „Marke“.

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Die Fähigkeit, Mobilität zu kommunizieren, bringt heute das Können mit sich, eine Marke zu kommunizieren: das heißt, eine Summe greifbarer und nicht greifbarer Werte, die in der Lage sind, eine an und für sich einzigartige Identität zu repräsentieren und eine ebenso einzigartige Erfahrung zu versprechen. Der Begriff „Marke“ kann sicherlich unendlich viele andere Definitionen finden, im Zusammenhang mit dem Thema, das wir hier behandeln, ist es jedoch die Definition, die ich heute als am nächsten liegende suggerieren würde. Eine zugängliche, klare, richtig konstruierte Marke, deren Inhalte gefestigt sind und auf intelligente Weise verbreitet werden, kann den Verbrauchern dabei helfen, die Vorteile eines nachhaltigen Transports oder einer „modalen Umschaltung“ bei der Mobilität oder der Einführung einer Norm, die den Status quo verändert, zu verstehen. Ein Mobilitätsprojekt, das Misstrauen überwinden, einen anderen Stil für den Ortswechsel vorschlagen, unkonventionelle Verbindungswege zwischen städtischen Bereichen vorzeichnen und eine verantwortlichere und aufmerksamere Einstellung gegenüber der Umwelt und den natürlichen Ressourcen anregen will, muss es verstehen, zwei Zutaten zu mischen, die dem Anschein nach weit auseinander liegen, jedoch unglaublich effizient sind, wenn sie richtig miteinander kombiniert werden: „reputation“ und „fun“. Reputation: als wesentliche Komponente beim Aufbau der Glaubwürdigkeit des Projekts und der vorschlagenden oder ausführenden Partei; „fun“ (was ich hier mit „spielerischer Komponente“ übersetzen würde): als Dynamik, die für die Zugänglichkeit und Nutzung des Projekts vorgeschlagen wird. Die Reputation festigt sich, je mehr das Mobilitätsprojekt (die Marke) in der Lage ist, die Präferenzen, Bedürfnisse und die Zustimmung zu übernehmen, so wie das „dislike“ der Benutzergemeinschaft, und das daher imstande ist, den Projektvorschlag zu ändern, um Glaubwürdigkeit und Vertrauen (trust) zu erzeugen. In der modernen Gesellschaft ist es im Unterschied zur Vergangenheit nicht mehr einfach möglich, eine Marke mit dem einzigen Zweck zu verabreichen, ihr Bekanntheit zu verleihen: das genügt nicht. Andererseits wird der Begriff „fun“ zum Schlüsselbegriff, wenn es um den Aufbau von Zugänglichkeit und Nutzbarkeit geht, vor allem in der Form des Ereignisses. Die Marke – die erdacht, überlegt und mit Inhalten gefüllt ist – wird über eine greifbare Ausdrucksform (das Ereignis) in die physische Realität entlassen, die sie zum kollektiven Eigentum macht und wie eine Art „Vorschau“ auf die permanente Erfahrung handelt, die den Bürgern zur Verfügung steht.
FÜR DIE ZUKUNFT KOMMUNIZIEREN
Die korrekte Planung der Kommunikationsstrategie für eine nachhaltige und bewusste Mobilität stellt nicht nur einen kritischen Faktor für das Erreichen eines qualitativen Ergebnisses in Sachen Wirtschaft und Effizienz dar, sondern vor allem politische und ethische Verantwortung gegenüber den neuen Generationen, jenen, die sich mit der Herausforderung von morgen konfrontieren werden, in die wir bereits voll involviert sind. Kommunizieren besteht darin, das „Warum“ der Dinge zu hinterfragen und im klaren Teilen der „Gründe für das Warum“ mit anderen, ohne dabei zu vergessen, dass die höchste Ausdrucksform der Mobilität in unseren Gedanken und in unserer Vorstellungskraft ruht.
