Die Redner des Treffens vom 3. Mai 2018 anlässlich der Ausstellung „Smart City: Materials, Technology & People“ in Mailand
Grafische Ausarbeitung: Alizarina
Zukunftsperspektiven für das öffentliche Transportnetz und die städtische Mobilität
FLOWS goes on site: Auszüge aus dem ersten Dialog„Smart City: Materials, Technology & People” war der Titel des Ausstellungs-Events zum Thema Intelligente Stadt, das von 17. April bis 12. Mai in Mailand stattfand: Ein Anlass zur Reflexion über das Thema nachhaltige und smarte städtische Mobilität. Im Rahmen dieses Events betreute FLOWS drei Dialoge, die es sich zum Ziel gesetzt hatten, diese Themen anhand der Beiträge von Entwerfern und Fachleuten zu untersuchen. Sie waren dazu berufen, ihre Erfahrungen zu erzählen und einen internationalen Blick auf die Stadt und die Mobilität von morgen zu werfen.
Im Folgenden ein Auszug aus den Inhalten des ersten Treffens zum Thema „Intermodalität: Zukunftsperspektiven für das öffentliche Transportnetz und die städtische Mobilität”. Protagonisten dieses Treffens waren Massimo Ciuffini, Koordinator des Bereichs Mobilität der Stiftung für Nachhaltige Entwicklung, Roberto Timo, Manager für Strategieentwicklung – Railways Technologies & Rolling Stock von NET Engineering S.p.A., und Christoph von Nell, Geschäftsbereichsleiter für den Bereich Verkehrsplanung der Spiekermann GmbH Consulting Engineers. Moderator des Treffens war Leonardo Previ, der Präsident von Trivioquadrivio.
Die Planung von Transportsystemen innerhalb städtischer Kontexte erfordert eine Vorgangsweise, bei der unter anderem die Themen intermodaler Verkehr und Planung der Flüsse berücksichtigt werden.
Anlässlich des Treffens sollten diese zwei Aspekte über den Ansatz der Systemtechnik behandelt werden, die es in den Planungsphasen für Mobilitätssysteme gestattet, besonderes Augenmerk auf die natürlichen Systeme zu legen, in die diese sich einfügen werden, und folglich auf das Thema Nachhaltigkeit.
Dabei geht es um einen besonders innovativen und kreativen Ansatz, der ausgehend von einer Reihe von Themen technischer, aber auch transportbezogener, städtischer und sozialer Art in der Lage ist, den Gesprächspartnern ein offenes Ohr und Dialog zu bieten, und die langfristige Planung im Auge zu behalten.
Eine systemische Vision berücksichtigt nämlich alle Steinchen, aus denen das komplexe Planungsmosaik besteht, auch jene, die nicht nur rein technischer Natur sind. Sie gestattet es, die Kontrolle über die Evolution des Projekts zu behalten, ausgehend von der Phase, in denen die Ideen beginnen, Gestalt anzunehmen, bis hin zur Suche nach Lösungen, die die Vorteile für die Allgemeinheit maximieren, indem gleichzeitig Hilfsmittel zur Kommunikation der Planungsvorgänge an alle Gesprächspartner des Systems verwendet werden.
Die Analyse eines Systems in seiner Gesamtheit erfordert die Beteiligung verschiedener Akteure, die das System kennen und zusammen mit dem Planer mit unterschiedlichen Rollen und Funktionen (Auftraggeber/öffentliche Verwaltung, Ausführender, Stakeholder usw.) darauf einwirken. Damit derart unterschiedliche Personen mit derart unterschiedlichen Kompetenzen einen fruchtbaren Dialog über komplexe Themen in die Wege leiten und Lösungen finden können, die für das gute Gelingen des Projekts unerlässlich sind, müssen Hilfsmittel gefunden werden, die das Ingenieurprojekt leicht verständlich und zugänglich machen, und zwar nicht nur in den Augen der Fachleute und Techniker.
Die jüngsten technologischen Neuerungen haben enorme Schritte in diese Richtung gestattet: Die Mobile Mapping System-Methode zur Kontexterfassung und zur Rekonstruktion des allgemeinen Kenntnisrahmens zählt dabei zu den innovativsten Hilfsmitteln, die von der Systemtechnik verwendet werden. Die dreidimensionale Wiedergabe des digitalen Modells der Umgebung, in die die Infrastruktur eingefügt wird, verdeutlicht deren Auswirkung und gestattet die Vorwegnahme etwaiger Probleme, die im Laufe der Arbeiten auftreten könnten, sowohl was technische Aspekte, als auch was die Reiseerfahrung des Benutzers angeht.
Die Reiseerfahrung – die Travel Experience – ist zweifelsohne ein weiteres Thema, das bei der Planung eines Transportsystems von großem Interesse ist. Es handelt sich um eine Evolution der planerischen Annäherung an Dienstleistung und Infrastruktur, die auf ein nachhaltiges und auf die Benutzerbedürfnisse ausgerichtetes Endresultat abzielt. Um deren Gründe zu begreifen, muss die Evolution der Mobilität der Personen, insbesondere die Mobilität mit dem Auto, berücksichtigt werden. Das Auto ist dazu gedacht, den Traum der Kontinuität zu verwirklichen. Dieser Traum stößt heute auf besonders große Schwierigkeiten, vor allem in den Städten, in denen es an Parkplätzen mangelt oder in denen die Verkehrsflüsse durch ständige Staus gehemmt werden. Geht man davon aus, dass das Bedürfnis nach Kontinuität für den Endbenutzer sicherlich bestehen bleibt, dann müssen andere Lösungen gefunden werden, um diese zu garantieren. Lösungen, die eben unter dem Gesichtspunkt des Systems und der stärkeren Nachhaltigkeit erdacht werden.
Zwei Elemente gestatten die Umsetzung dieser Verwandlung: vor allem eine moderne Infrastruktur, die von Anfang an für den intermodalen Verkehr geplant und in der Lage ist, mit dem Benutzer autonom Dialog zu führen, sowie die Flüsse, durch die sie belebt wird, auf effiziente Weise aufzunehmen. Zweitens und noch einmal, die Beteiligung von Akteuren mit unterschiedlichen Rollen, die zur Implementierung von Politiken fähig sind, dank derer die Bürger gewillt sind, ihre Denkweise bezüglich der Mobilitätsgewohnheiten zu ändern. Sie sollen zur Nutzung von Alternativen zu ihren privaten Transportmitteln ermutigt werden, die heute nicht nur die öffentlichen Verkehrsmittel umfassen, sondern auch die Möglichkeiten, die beispielsweise von der Sharing Mobility geboten werden.
Christoph von Nells Teilnahme am Dialog hat es ermöglicht, einige interessante Ansätze zu diesen Themen aufzugreifen.
Zusammen mit der Spiekermann GmbH Consulting Engineers arbeitete von Nell an der Gestaltung eines intermodalen Transportsystems für die Stadt Köln, bei der es bewusst nicht nur um die Planung der Verbindung und Synchronisierung der unterschiedlichen Transportsysteme ging, sondern bei der bereits in der Gestaltungsphase auch die Reiseerfahrung des Benutzers miteinbezogen wurde. Dieser hat beispielsweise die Möglichkeit, eine Reise direkt über sein Smartphone zu planen und zu buchen.
Außerdem versuchte man, sich etwas vorzustellen, was über die Möglichkeit, dem Endbenutzer „das richtige Verkehrsmittel zum richtigen Zeitpunkt” zu bieten, hinausgehen sollte: Und noch einmal gestattete die Zusammenarbeit von Entwerfern und verschiedenen Akteuren die gemeinsame Planung der Umsteigestellen, wodurch diese nicht nur in technischer Hinsicht besonders effizient sind (es handelt sich um Haltestellen mit einer höheren Frequenz der Transportmittel, mit Standplätzen für Bike- und Car Sharing), sondern auch was Architektur und Funktionalität anbelangt. Die Umsteigestellen sind nicht nur effiziente Einrichtungen, sie sind auch dazu geplant, für Bürger und Pendler attraktiv und zugänglich zu sein.
Genau diese gemeinsame Nutzung der Informationen zwischen unterschiedlichen Akteuren hat die Planung des intermodalen Verkehrs vereinfacht: Wenn man nämlich die Logiken versteht, die zu den Verhaltensweisen der Benutzer führen, und zwar anhand der Erfahrung, die die unterschiedlichen involvierten Personen damit haben, dann kann man die Verhaltensweisen der Benutzer orientieren und die Planung der für sie bestimmten Dienstleistungen verbessern.
